Unterstützung der Alphabetisierung von Flüchtlings- und Migrantenkindern durch Geflüchtete
Sprachbrücke Halle e.V.
18. September – 31. Dezember 2017 | Bildung, Integrationsarbeit
Fördersumme: 450 Euro
Beschreibung entsprechend Antrag
in den Gesprächen mit den verantwortlichen Lehrern der Sekundarschule Kastanienallee in Halle-Neustadt wurde an den Vorstand der Sprachbrücke Halle e.V. folgendes Problem herangetragen. Insbesondere unter denjenigen Kindern, die derzeit im Rahmen des Familiennachzugs nach Halle kommen, befinden sich immer häufiger Analphabeten unterschiedlichen Grades. Insbesondere die Beschulung derjenigen Kinder, die weder arabische/persische noch lateinische Buchstaben lesen und schreiben können, erfordert ein hohes Maß an individuelle Zuwendung. Überdies wird von Schwierigkeiten in der Verständigung und interkulturellen Konflikten berichtet. Hier sehen wir die Möglichkeit der Unterstützung durch den Einsatz von Freiwilligen, die ihre eigenen Kenntnisse an die Schülerinnen unter Anleitung der verantwortlichen Lehrer im Rahmen einer Nachhilfe weitergeben können. Derzeit beteiligen sich Frauen aus Syrien an dem Projekt. Der durch die Nachhilfe ergänzte Unterricht findet an jedem Wochentag für jeweils ein oder zwei Unterrichtsstunden statt. Die Frauen übernehmen jeweils 4 Wochenstunden. In Krankheits- oder anderen Verhinderungsfällen übernehmen die Frauen die Stunden derer, die verhindert sind. Neben der Nachhilfe werden Gesprächstermine und Informationsabende mit den Eltern angeboten sowie Veranstaltungen mit den Kindern besucht. Die Ehrenamtlichen sehen sich hier in einer wichtigen Brückenfunktion zwischen Schule, Schülern und Elternhaus. Auch wenn der Nachhilfeunterricht nicht während des Unterrichtes erfolgt, besteht eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Lehrern und den ehrenamtlichen HelferInnen.
Sachbericht
In dem Projekt waren wie geplant drei geflüchtete Frauen aus Syrien eingebunden, die in der Alphabetisierungsklasse der SK Kastanienallee Nachhilfe erteilt haben. Im Fokus lagen hierbei das Erlernen des Alphabets, das Schreiben erster Wörter und Mathematikaufgaben im Zahlenraum bis 20. In der Regel hat keines der teilnehmenden Kinder vor der Flucht nach Deutschland eine Schule besucht. Hierbei gab es, gefördert durch die Zurverfügungstellung von Räumen in der Sekundarschule Kastanienallee, eine enge Zusammenarbeit mit den beiden Klassenlehrern, sodass jederzeit Bezug zum laufenden Fachunterricht genommen werden konnte. Es war uns außerdem stets ein besonderes Anliegen, den freiwillig tätigen Lehrern Raum und Zeit zu geben, um aktuelle Fragen stellen zu können und Probleme klären zu können. Diese betrafen vornehmlich organisatorische Probleme seitens der Schule (nicht angekündigte Raumänderungen, Unterrichtsausfälle etc.), die Unzuverlässigkeit der Schüler, bedingt durch die Unverbindlichkeit und die fehlende Struktur in der eigenen Arbeit. Auch herrschte bisweilen ein großes Unverständnis über die in Deutschland praktizierten pädagogischen Ausrichtungen, welche der, in arabischen Ländern üblichen, autoritären Lehrmethoden nicht annähernd entsprechen. Darüber konnte sich bei regelmäßigen Treffen intensiv ausgetauscht werden, wobei wir auch telefonisch durch die Schule beraten wurden. Neben den monatlich stattfindenden Treffen mit den geflüchteten Lehrern und den Projektkoordinatoren konnten wir zusätzlich ein Eltern-Lehrer-Treffen durchführen, in dem die Eltern der Nachhilfe erhaltenden Schüler Fragen an die ehrenamtlichen Lehrer stellen konnten. Dieses Treffen erwies sich als sehr nützlich und soll wiederholt werden. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass eines der größeren Probleme darin liegt, dass es auch unter den geflüchteten Kindern zu rassistisch motivierten, auch körperlichen Auseinandersetzungen kommt. Wir sehen an dieser Stelle einen dringenden Handlungsbedarf und beabsichtigen, gemeinsam mit der Schule und den Nachhilfelehrern nach Konfliktlösungen zu suchen. Durch die Zahlung einer monatlichen Ehrenamtspauschale über 50€ war es den Freiwilligen möglich, ihre Fahrtkosten zur Schule oder den unterschiedlichen Veranstaltungsorten weitestgehend abzudecken. Das Projektvorhaben konnte realisiert werden. Sowohl die geflüchteten Schüler als auch die deutschen Klassenlehrer, die sich am Projekt beteiligten, profitierten unmittelbar von der Unterstützung durch die Ehrenamtlichen, denen die Wertschätzung für ihre Arbeit und die Lernerfolge der Schüler einen wichtigen Schritt zur Integration in ihrer neuen Heimat ermöglichte. Wir alle sind der Meinung, dass eine Fortsetzung des Projektes überaus sinnvoll wäre, um in Zukunft angerissene Aufgaben gut abschließen zu können. Wir sehen hier einen besonderen Bedarf an der Vermittlungsarbeit zwischen Schule und Elternhäusern, da es hier noch immer einer intensiven Sprachmittlung bedarf. Überdies hat sich gezeigt, dass auch alltägliche Handhabungen, wie das Nutzen eines Hausaufgabenheftes geübt und erklärt werden müssen. Wir planen dafür das Erstellen verschiedener Tutorials im Videoformat.