Nomaden als Nachbarn? - Sinti, Roma und die Bilder in unseren Köpfen

AG Zuwanderung - Halle gegen Rechts - Bündnis für Zivilcourage

25.03.2017, Grüne Villa | Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Fördersumme: 150 Euro

Beschreibung

Die AG Zuwanderung von “Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage” hat sich im letzten Jahr intensiv mit der Lebenssituation der in Halle lebenden Rom*nja auseinandergesetzt. Daran anknüpfend möchten wir einen Workshop zu Antiromaismus während der Bildungswochen gegen Rassismus 2017 durchführen. Der Workshop beschäftigt sich insbesondere mit Stereotypen über diese europäische Bevölkerungsgruppe, die in den deutschsprachigen Teilen der Gesellschaft weitverbreitet sind und häufig auf Jahrhunderte alten diskriminierenden Vorstellungen beruhen. Er richtet sich vorwiegend an Menschen die mit diesen Vorurteilen aufgewachsen sind, jedoch die Offenheit besitzen diese kritisch zu hinterfragen. Die Teilnehmer*innen erlernen grundlegendes Wissen über die Geschichte und die Kultur von Sint*ezze und Rom*nja. Im Lichte der aktuellen, gesellschaftlichen Marginalisierung der am Südpark in Halle lebenden Rom*nja empfinden wir es als besonders wichtig interessierte Menschen für die prekäre Situation dieser Menschen zu sensibilisieren.

Sachbericht

Der Workshop fand mit acht TeilnehmerInnen statt. Nach einer Begrüßung hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich gegenseitig vorzustellen und sich dem Thema inhaltlich zu nähern. Anhand von Gegenständen aus dem Alltag nannte jede Person ein bis zwei Assoziationen, die er oder sie mit dem Thema Roma/Antiromaismus verbindet. Dabei wurde klar, dass bereits die ersten Assoziationen mit Klischees in Verbindung standen. Um den Teilnehmerinnen zu Beginn weitere Gelegenheit zum Austausch und zur Meinungsäußerung zu bieten, konnten sie sich zu verschiedenen Fragen im Raum positionieren, wie z.B. „Ich kenne den Unterschied zwischen Sinti und Roma“ oder „Ich kenne Menschen mit Sinti- oder Roma-Hintergrund persönlich“. Es gab auch in der relativ kleinen Gruppe deutlich unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen. Nach diesem Einstieg ging es mit einer Übung und einem Input zur Geschichte von Sinti und Roma in Europa weiter. Die TeilnehmerInnen ordneten Bilder historischen Ereignissen zu und ordneten die Ereignisse wiederum chronologisch auf einem Zeitstrahl von 1400 bis heute ein. Die Workshopleitung gab Informationen über die eher unbekannten Ereignissen. Die Verfolgungsgeschichte der europäischen Sinti und Roma bis hin zu den massenhaften Ermordungen durch die Nationalsozialisten stand in diesem historischen Abriss zwangsläufig im Vordergrund. Die Frage stellte sich, wie es dazu kommen konnte? Die Seminarleitung gab deshalb einen Überblick über die Theorie der Entstehung von Vorurteilen über den Dreischritt Gruppenbildung – Essentialisierung von Eigenschaften dieser Gruppen – negative (oder positive) Bewertung dieser Eigenschaften. Das Fazit dieses Inputs war, dass Stereotypen und Klischees individuelle Unterschiede unsichtbar machen und mörderische Konsequenzen haben können. Um deutlich zu machen, wie vielfältig Menschen in der Realität sind, wurden zum Ende des Workshops fünf Kurzfilme über Minderheitsangehörige aus der Reihe „Was ist Antiziganismus?“ von der Kampagne RomaDay gezeigt. In der abschließenden mündlichen Auswertung des Workshops wurde klar, dass einige neue Dinge die TeilnehmerInnen zum Nachdenken angeregt haben und vor allem die Gelegenheit zum Austausch über das Thema sehr geschätzt wurde. Eine Wiederholung des Workshops ist im Rahmen einer Weiterbildung für MultiplikatorInnen des Globalen Lernens in Sachsen-Anhalt im November geplant.