8. Nacht der Migrantenorganisationen „Eine Nacht mit Freu(n)den“

Dieses Projekt wird von in Halle ansässigen Migrantenorganisationen unter Koordination des Verbandes der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V., mit Unterstützung der Stadt Halle (Saale), dem Ausländerbeirat der Stadt Halle (Saale), dem House of Resources – Halle und des Hallianz Engagementfonds organisiert und durchgeführt. Einzelne Migrantenorganisationen hatten zur Durchführung Förderung beim House of Resources Halle beantragt. Stadt Halle, Hallianz Engagementfonds, Ausländerbeirat Halle, Slawia-Kulturcentrum e.V., Wostok e.V. Deutsch-Mongolischer Verein GOBI Halle (Saale) e.V., Armenische Gemeinde, Förderverein der Deutschen aus Russland Sachsen-Anhalt e.V., Islamisches Kulturcentrum e.V., Christ Embassy e.V., Arabische Oase, Hallescher Iranischer und Afghanischer Musik und Kunstverein, Ararat Kultur Halle, Initiative Bürger aus Burkina Faso u.a.

30. September 2017 | Kulturelle Veranstaltung, Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit

Fördersumme vom House of Resources für fünf geförderte Maßnahmen: 3.038 Euro

Beschreibung entsprechend Antrag

Die Nacht der Migrantenorganisationen fördert den transkulturellen und interreligiösen Dialog und präsentiert die Vielfalt, die Halle zu bieten hat. Die Migrantenorganisationen setzen damit ein Signal gegen das leider nicht unbegründete negative Image, das der Osten Deutschlands im Allgemeinen und Halle im Besonderen hat. Sie bringen Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen und helfen dadurch gegenseitige Ängste abzubauen. Die gegenwärtigen Entwicklungen in Halle weisen darauf hin, dass dies von großer Dringlichkeit ist, da hier die vorherrschende latente Xenophobie immer stärker offen in Form von Gewalt und Anfeindungen zu Tage tritt. Die oft medial forcierte Angst vor dem "Fremden" führt zu einem Klima der Ablehnung und sozialen Kälte. Mit einer solchen Veranstaltung versuchen die in Halle ansässigen Migrantenorganisationen, diese oft auf Nicht-Wissen beruhenden Ängste abzubauen. Indem wir einen Raum für gemeinsamen Austausch und Dialog schaffen, stärken wir die Entwicklung einer toleranten und weltoffenen Zivilgesellschaft in Halle. Dazu ist es notwendig, Menschen für die Veranstaltung zu interessieren und zu erreichen, die von der Komplexität der derzeit erlebbaren gesellschaftlichen Ereignisse überfordert sind und sich in politisch und medial gesteuerte Vereinfachungen zurückziehen. Mit Shuttlebussen werden verschiedene Stationen angefahren an denen die MOs ein Programm gestaltet haben und sich präsentieren. Am Nachmittag des 30.9.2017 ab 16 Uhr bis 24 Uhr findet unter dem Motto „Eine Nacht mit Freu(n)den“ die 8. Nacht der Migrantenorganisationen als Abschlussveranstaltung der diesjährigen interkulturellen Woche statt. Die Veranstaltung schafft Gelegenheiten für Einwohner*innen, Zugezogene und Gäste, aber auch für Traditionsvereine und Unternehmen der Stadt Halle mit Migrant*innen und Geflüchteten zusammen zu kommen, in Austausch zu treten und einander kennenzulernen.

Sachbericht

Menschen aus 142 verschiedenen Nationen leben in Halle (Saale). 20.000 davon haben keinen deutschen Pass, 27.000 gelten als Personen mit Migrationshintergrund. Einige der Akteure konnte man am Samstagabend bei der mittlerweile 8. Nacht der Migrantenorganisationen kennenlernen. Auf einer Bustour durch die Stadt ging es zu verschiedenen Vereinen und Organisationen, vier Busse wurden dafür bei der HAVAG gechartert. Los ging es wie in den Vorjahren in der Armenischen Gemeinde (gefördert) in der Alfred-Reinhardt-Straße in Halle-Ammendorf. Dort hat die Armenische Kirche eine eigene Kirche, die einzige in ganz Ostdeutschland. 2009 wurde das von der katholischen Kirche aufgegebene Gotteshaus neu geweiht. „Die Armenier backen den besten Kuchen“, meinte die Integrationsbeauftragte der Stadt Halle. Und davon konnten sich die Teilnehmer der Rundtour durch Halle überzeugen. Denn natürlich hatten die Armenier reichhaltig gebacken. Zudem gab es ein kleines musikalisches Programm. Die Armenische Kirche mit ihrem Oberhaupt Katholikus wurde im Jahr 301 nach Christus gegründet und war die erste christliche Kirche der Welt. Frauen müssen im Gottesdienst ein Kopftuch tragen, Männer dagegen dürfen keine Kopfbedeckung tragen. Etwa 50 Familien zählt die Armenische Gemeinde in Halle. Die Taufe ist für sie sehr wichtig, am achten Tag nach der Geburt findet diese statt. Eine Konfirmation gibt es in der Armenischen Kirche nicht. Erinnert wurde auch an die dunklen Zeiten, explizit der Völkermord in der Türkei. Kürzlich hatte eine Resolution im Bundestag diesbezüglich für Verstimmungen zwischen Deutschland und der Türkei gesorgt. Hunderttausende von ihnen fielen in den Jahren 1915 und 1916 den Mördern aus dem Osmanischen Reich zum Opfer. Die damaligen Ereignisse belasten immer noch das Verhältnis zwischen der Türkei und Armenien. Seit 2009 haben Sachsen-Anhalt und Armenien enge Kontakte. Hallesche Schulen haben auch bereits Schüleraustausche durchgeführt. In Halle, am Hansering, steht zudem ein Gedenkstein für die Opfer des Völkermords an den Armeniern, ein sogenannter Kreuzstein. 1993 hat sich die Islamische Gemeinde in Halle gebildet. Dorthin führte die nächste Station des Abends. Am Meeresbrunnen hat das Islamische Kulturcenter seinen Sitz. Ein Gebäude, das die Gemeinde aus den Spenden ihrer Mitglieder erworben hat. Zuvor gab es einen Gebetsraum in der Scheibe A, später dann in der Fleischerstraße. Etwa 110 Mitglieder hat der Verein. „Wir machen alles ehrenamtlich“, sagte ein Vertreter des IKC. Zum Freitagsgebet, das Pflicht für alle Männer ist, kommen etwa 1.500 Menschen, zum Opferfest sind es schon mal 3.000. Ein Teil der Gläubigen betet dabei auf der Wiese vor dem Kulturcenter, weil die Räumlichkeiten nicht ausreichen. Deshalb sucht die Islamische Gemeinde nach einem neuen Standort. Während in den meisten Städten jede islamische Volksgruppe unter sich bleibt, treffen sich in Halle alle beim Islamischen Kulturcenter, egal ob Kurden, Türken, Syrer, Algerier oder Nigerianer. Mit 95 Prozent sind die meisten Gläubigen Sunniten. Im Gebetsraum gibt es keine Bilder, um die Betenden nicht abzulenken. Probleme mit den Nachbarn gebe es nicht, meinte ein IKC-Vertreter. Man sorge nach den Freitagsgebeten auch immer dafür, dass die Wiese nebenan schnell gereinigt wird. Im IKC wird auch Deutsch-Unterricht angeboten, damit Geflüchtete schnell die Sprache lernen. Am Niedersachsenplatz in Halle-Neustadt gibt es das Slawia-Kulturzentrum (gefördert). Dort servierten die Vereinsmitglieder selbst gebackenen Kuchen und natürlich gab es Piroggen mit Kraut und Fleisch. Der Deutsch-Mongolische Verein „Gobi“ (gefördert) hatte am Niedersachsenplatz eine Jurte aufgebaut, die traditionellen Unterkünfte der Mongolen. Auf die Holzschwelle am Eingang der Jurte sollte man keinesfalls treten. Beim Hereingehen bedeutet dies, man bringe den Bewohnern Unglück. Und beim Herausgehen zieht man in diesem Fall selbst Unglück auf sich, so der Glaube. Auch der SV Wostock (gefördert) war vertreten. Der Verein kümmert sich vor allem um Integration durch Sport, aber auch um Nachhilfe und soziale Teilhabe seiner Mitglieder. Seinen Abschluss fand die Nacht der Migranten erstmals im Puschkinhaus. Dies ist dem wachsenden Interesse an der Nacht und dem damit verbundenen Bedarf nach größeren Räumlichkeiten geschuldet. Zudem ist das Puschkinhaus in der Stadtmitte und zentral gelegen um auch noch Laufpublikum am Abend anzusprechen. Hier stellten sich weitere Vereine vor, die u.a. mit Unterstützung des House of Resources Halle sich in Gründung befinden, bzw. gegründet wurden wie etwa der Hallische Iranisch-Afghanische Musik und Kunstverein, oder Ararat Kultur Halle. Bei „Kalinka“, dargeboten von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, klatschte der ganze Saal. Auch der Gospelchor der Christ Embassy (gefördert) sowie die Yiriba-Band aus Burkina Faso traten auf. Auch für das leibliche Wohl der Gäste war gesorgt. Am reichhaltigen Buffet gab es afrikanische, arabische und russische Speisen.